Psychoanalytische Spieltherapie
Für die Entwicklung eines Kindes nimmt das Spielen eine zentrale Rolle ein. Kinder lernen – während sie dem sogenannten Spieltrieb folgen – sowohl sich selbst als auch ihre Umwelt kennen und verinnerlichen auf kreative Weise ein Verständnis für soziale Rollen und deren Anforderungen. Im freien Spiel und im Gestalten (z. B. Zeichnen, Modellieren usw.) zeigt das Kind seine innere Welt und findet Möglichkeiten, sich auf eine ihm vertraute und angemessene Weise auszudrücken. Dies hat besondere Relevanz in Bezug zu Situationen oder Problemen, bei denen es ihm nicht möglich ist, sich durch gesprochene Sprache mitzuteilen. So lässt sich das Spielen sowohl therapeutisch als auch diagnostisch als Zugang zum Unbewussten nutzbar machen.
Unbewusste seelische Konflikte, die ein Kind nicht ausreichend gut verarbeitet, können ganz ähnlich wie beim Erwachsenen zu Störungen des Verhaltens, der emotionalen und körperlichen Gesundheit sowie möglicherweise auch zu Störungen der gesamten weiteren Entwicklung des Kindes führen.
Zeigen sich unverarbeitete seelische Konflikte durch spezifische Symptomatiken, kann eine Spieltherapie angezeigt sein. Sie ist ein psychoanalytisches Verfahren für Kinder, das ab 1920 von Hermine Hug-Hellmuth entwickelt und in den 1930iger Jahren von Anna Freud und Melanie Klein übernommen und weiter erforscht wurde. Grundsätzlich trifft das Kind dabei im Spielzimmer auf unterschiedliche Spielmaterialien, die es nach eigenem Wunsch nutzen kann. Entsteht ein Spiel wird das Kind auf personenzentrierte therapeutische Weise "beantwortet". Für Kinder, die erst noch lernen müssen, altersadäquat zu spielen, gibt es heutzutage auch eine Vielzahl von Methoden, die je nach Alter, Bedürfnissen und Schwierigkeiten des Kindes gezielt eingesetzt werden (z. B. Sandspiel, Rollen- oder Regelspiele usw.)
Da sich Kinder oft nicht aus freien Stücken in Behandlung begeben, geringere Krankheitseinsicht zeigen und häufig ihre Scham und Angst vor einer Therapie hinter einer Verweigerungshaltung verstecken, benötigen sie einen spielerisch besonderen, therapeutischen "Entwicklungsraum", der ihrem Entwicklungsstand und ihrer Symptomatik Rechnung trägt, so dass Ängste abgebaut werden können.
In der Spieltherapie entwickeln die Kinder durch die spielerischen Interventionen und Antworten des/r Therapeuten/in ein tieferes Verständnis für ihr innerseelisches Erleben und Reagieren. Der unbewusste Konflikt kann erkannt und gelöst, neue Lösungswege gesucht und gegangen werden. Größere seelische Stabilität und Ausgeglichenheit führen dazu, dass die Symptome überflüssig werden.